Montag, 16. Juni 2008

Hartmut und ich auf dem Mt. Everest der Treppen

Der Morgen begann mit einem Kampf. Hartmut (mein Fahrrad) und ich gegen die steile Kellertreppe. Nur damit das gleich mal klar ist: Ich rede hier nicht von irgendeiner Kellertreppe, sondern von der steilsten der Welt. In etwa so scharf ansteigend wie der Mount Everest. Zu allem Unglück hat die Mount-Everest-Kellertreppe auch noch beknackt schmale Stufen, auf denen man selbst mit Schuhgröße 37 nur schwer einen Fuß gerade aufstellen kann. Hartmut und ich also bereit für den Aufstieg. Im ersten Anlauf schaffe ich drei Stufen. Dann befinde ich mich in der Zwickmühle. Keine Kraft mehr und Hartmut sticht mir mit seiner Pedale in die Waden. So kann das nicht gehen. Trete also vorsichtig den Rückzug an. Nach kurzen, nach innen gerichteten, Schreianfällen und Wutausbrüchen versuche ich es wieder. Hartmuts Pedale wird erstmal fachmännisch nach hinten gedreht. Dann los. Schon nach Treppe fünf merke ich wie meine Arme zu Gummi werden. Hartmut wiegt etwa 90 Kilo, ich 50 - es ist und bleibt ein ungleicher Kampf. Erinnere mich dann kurz an all die tollen Sachen, die ich schon geschafft habe und kann für drei weitere Treppen Kräfte mobilisieren. Ich hänge ein Stück über der Hälfte mit Hartmut rechts im Arm und links ziehe ich mich an den Streben Stück für Stück weiter. Gefährlich ist immer der Moment des Loslassen, wenn ich eine neue Strebe greifen muss. Die 20 Zentimeter muss ich mich komplett auf meinen Körper verlassen. Hartmut zieht mich nach hinten. Ich denke daran wie übel es wäre wenn jetzt einer kommt und wie sehr derjenige dann lachen würde über mich und Hartmut wie wir da eingeklemmt zwischen Wand und Geländer die Treppe raufklettern. Kurz bevor ich oben bin, quasi am steilsten Punkt der Treppe, verlässt mich jeder Rest Kraft. Ich möchte laut Hilfe schreien oder Hartmut einfach loslassen. Und plötzlich ist das Vorderrad oben. Mit noch ein bisschen Kraft steht Hartmut plötzlich auf dem Treppenabsatz. Wir werfen noch einen letzten steilen Blick auf den Abgrund hinter uns und ich zittere vor Anstrengung. Gehe nochmal kurz in die Wohnung, um die Klamotte zu wechseln. Stelle fest, dass beide Arme mit blutigen Striemen überzogen sind. Verleihe mir den Reinhold-Messner-Orden und fahre zur Arbeit.

2 Kommentare:

Kerstin hat gesagt…

hast kein FREUND (mehr), der das fahrrad ganz heldenhaft zum abfahren bereit stellt??? ;-)

Maunamea hat gesagt…

Doch. Freund fragte mich ob er das machen soll. Ich sagte nein. War mir wohl nicht bewusst, wie steil die Treppe wirklich ist. Bis ich vor ihr stand. Und da war Freund nich da.